Was macht guten Honig aus?
Oder warum Honig nicht gleich Honig ist.
Vor einem vollen Honigregal im Supermarkt, Feinkostladen oder mittlerweile auch in Onlineshops, stellt sich für euch sicher manchmal die Frage, zu welchem Honig man greifen soll. Es gibt Honig in allen möglichen Variationen, Sorten, Farben. Es gibt Honig aus allen Teilen dieser Erde und in den verschiedensten Verpackungen.
Ich selbst bin seit 24 Jahren Imker. Ich habe nicht nur tonnenweise Honig selbst hergestellt. Ich habe sicher auch schon tonnenweise Honig gekostet.
Gerne möchte ich euch meine Erfahrungen und Einblicke weitergeben, um euch zukünftige Entscheidungen leichter zu machen.
Herkunft
Zunächst einmal empfehle ich euch, das Etikett genauer anzusehen. Oftmals muss man lesen, dass der Honig gar nicht aus Österreich kommt. In Österreich ist die Verwendung von Antibiotika für die Behandlung der Bienenvölker zum Glück schon länger verboten. In vielen Ländern auf der Welt jedoch, wie z.B. in den USA, wird bis heute immer noch Antibiotika in der Imkerei eingesetzt. Dazu kommt, dass Honig, der nicht aus Österreich kommt, oftmals eine lange Reise hinter sich hat. Dadurch leidet nicht nur die Qualität, sondern auch der ökologische Fußabdruck.
Die Herkunft muss gesetzlich immer ganz klar auf dem Etikett ersichtlich sein. Bei großen Anbietern, teils auch BIO zertifiziert, sieht man oft Sätze wie “Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern” oder “Honig aus Spanien und der Türkei”. Ich sage ganz bewusst Anbieter und nicht Imker, weil diese mit dem Imkern nicht viel zutun haben und den Honig vermutlich so kostengünstig wie möglich zukaufen und dann verschiedene Sorten aus verschiedenen Regionen mischen. Sobald der Name des Imkers auf dem Etikett steht, ist das also schonmal ein gutes Zeichen. Die Qualität vom Honig hängt jedoch noch von weiteren Faktoren ab.
Region
Österreich mag auf der Landkarte zwar wie ein Punkt erscheinen, doch darf man nicht unterschätzen, dass die Landschaft unseres Landes extrem vielseitig ist. Honig aus flacherer Gegend ist definitiv anders als Honig aus dem Alpenraum. Im Alpenraum gibt es kaum Felderwirtschaft und relativ viel Grünland. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bienen bei der Suche nach Nektar auf Insektizide oder andere Umweltgifte stoßen ist überschaubar. Je nachhaltiger Wiesen bewirtschaftet werden, wie es meist bei steilen Flächen der Fall ist, desto mehr blühende Kräuter und Pflanzen können die Bienen finden. Dasselbe gilt für Wälder. Wälder im Alpenraum haben oft die Chance, in natürlichen Baumgesellschaften (Mischwälder) zu wachsen. So bilden sie attraktive Lebensräume für Tiere, Moose, Flechten oder Farne. Eine hohe Artenvielfalt in der unmittelbaren Umgebung der Bienen macht den Honig und alle anderen Bienenprodukte gesund und unglaublich aromatisch, da die Bienen von vielen verschiedenen Pflanzen sammeln können. Im Vergleich zu anderen Ländern bietet die österreichische Landschaft einen Unterschied, der definitiv einen Unterschied macht.
Bio Zertifizierung
Vieles, was in der konventionellen Imkerei erlaubt ist, dürfen Bio-Imker nicht. Die Einhaltung wird Jahr für Jahr streng kontrolliert. In der Bio-Imkerei darf nur mit reinstem Bienenwachs ohne problematische medikamentöse Rückstände gearbeitet werden. In der Bio-Imkerei werden die Bienen in unbehandelten Vollholzbeuten gehalten. Das jeweilige Fluggebiet der Bienen soll entweder zum Großteil biologisch bewirtschaftet sein, oder es sich um naturnahe Flächen handeln. Ein wesentlicher Punkt ist auch, dass Bio-Imker, ihre Bienen nur mit Bio-Futter füttern dürfen. Dadurch ist gewährleistet, dass beispielsweise bei der Produktion von Bio-Zuckerrüben auch auf die Nachhaltigkeit geachtet wird. Das ist wiederum gut für die Biodiversität.
Ziel ist es natürlich, dass die Bienen mit ihrem eigenen Futtervorrat durch den Winter kommen. Handelt es sich um einen besonders kalten und langen Winter, helfen auch wir mit Bio Zuckermasse nach.
Ernte
Kauft man ein Glas Honig, so erwartet man als Kunde auch, dass ausnahmslos nur Honig im Glas ist. Das ist nicht selbstverständlich! Untersuchungen haben ergeben, dass all zu oft leider nicht nur Honig im Glas ist, sondern auch immer wieder Industriezucker. Der Imker hat im Frühling die große Verantwortung, dass unter keinen Umständen das eingelagerte Winterfutter in den Honigraum gelangt! Geerntet werden sollte nur gut ausgereifter Honig. Dies erkennt man daran, dass dieser entweder von den Bienen verdeckelt wurde oder er dick genug ist, dass er nicht aus den Zellen rinnt. Eine Trocknung des Honigs nach der Ernte verringert das Aroma und die Qualität massiv! Presst man den Honig aus den Waben, so behält der Honig sein volles Aroma und zusätzlich viele Inhaltsstoffe, da man für die Luft wenig Angriffsflächen schafft. Aber man sieht: Reifer Honig muss vorsichtig und mit viele Liebe zum Detail entnommen werden. Wenn dieser Prozess achtlos ausgeführt wird, schadet man den Bienen und nimmt im schlimmsten Fall wichtige Nahrung für die kalten Jahreszeit.
Umgang mit Bienen
Ein respektvoller und vor allem stressfreier Umgang mit Bienen während der gesamten Saison wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Bienen aus. Je besser es den Bienen geht, desto hochwertiger ist auch ihr Honig. Das können wir leider nicht vom Etikett ablesen, da hilft oft nur ein Besuch oder ein Gespräch mit dem Imker.
Interessant ist auch, dass man mit der Zeit ein spezielles Gehör entwickelt und man sofort hört wie es den Bienen geht.
Lagerung
Es gibt verschiedene Arten, den wertvollen Honig aufzubewahren. Man unterscheidet eine Lagerung des Honigs in lebensmitteltauglichen Kunststoffbehältern oder Behältern aus Edelstahl. Bei Letzteren hat man die Gewissheit, dass garantiert keine Weichmacher an den Honig abgegeben werden. Eine optimale Lagertemperatur beim Honig mit ca. 10 Grad gewährleistet, dass die Inhaltsstoffe über viele Jahre erhalten bleiben.
Info: Trotz aufgedrucktem Mindesthaltbarkeitsdatum, kann Honig bei guter Lagerung noch einige Jahre genießbar sein. Wichtig ist, dass man ihn vor Wärme & Feuchtigkeit schützt.
Wiederverflüssigen des Honigs
Damit der Imker den Honig in Gläser füllen kann, muss dieser vorher flüssig gemacht werden. Ein schonendes „Auftauen“ des Honigs mit einer Temperatur von nicht mehr als ca. 40 Grad gewährleistet, dass die im Honig enthaltenen und sehr temperaturempfindlichen Enzyme erhalten bleiben. Dauert zwar länger, die Geduld lohnt sich aber!
Fazit
Wie man sieht spielen viele Faktoren mit, um qualitativ hochwertigen Honig zu produzieren. Bitte seid beim Kauf kritisch und hinterfragt vor allem woher der Honig kommt und wie dieser produziert wird.
Die Faustregel ist: Tut ihr euch was Gutes, tut ihr den Bienen was Gutes. Und tut ihr den Bienen was Gutes, tut ihr euch was Gutes.
Ich hoffe ich konnte Euch hiermit einige wertvolle Tipps geben. In Österreich gibt es viele Honigsorten zu kaufen, die unter guten Bedingungen hergestellt wurden. Leider gibt es aber auch einige Ausreißer, die zwar günstig aber durch und durch unnachhaltig geerntet werden.
Mit Respekt zur Natur und zu den Bienen garantiere ich mit Mein Honig, Bienenprodukte in reinster und ursprünglichster Form in höchster Qualität zu produzieren. Hier tut ihr nicht nur den Bienen & der Natur, sondern euch selbst was Gutes.
Euer David.